FALCO: DIE WAHRHEIT by Horst Bork

Autor:Horst Bork [Bork, Horst]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Biografien & Memoiren
veröffentlicht: 2015-04-02T16:00:00+00:00

Der Höhepunkt: Das Sensationelle Konzert in Tokio

Das erste Konzert in Tokio hatte Hans routiniert hinter sich gebracht, rechtzeitig zum zweiten Konzert am 17. Dezember waren auch die Journalisten aus Europa eingetroffen, die überrascht waren, dass sie Hans nicht gleich zu Gesicht bekamen. Denn eigentlich war es üblich, dass der Artist die Journalisten, die extra wegen ihm so einen weiten Weg auf sich genommen hatten, gleich begrüßte. Doch daran war bei Hans’ Stimmungslage nicht zu denken.

Jacky, meine Frau und ich machten die Kaufhäuser Mitsukoshi und Takashimaya unsicher, Hans blieb im Hotel und telefonierte mit Wien. Wir gerieten in einem Tempel in der Nähe des Hotels durch Zufall in eine Hochzeit und die Hochzeitsgesellschaft überreichte uns zum Andenken einige Schriftbänder als Glücksbringer für die Zukunft. Als meine Frau Hans eines davon schenkte, sah ich ihn zum ersten Mal seit Beginn unserer Japan-Reise gelöst und froh. Dieses kleine elfenbeinfarbene Band mit roten Schriftzeichen hat er über Jahre hinweg stets bei sich gehabt und mir immer wieder stolz gezeigt.

An diesem Tag saß auf dem Weg in die Halle ein anderer Falco im Auto. Als wir an dreißig Meter breiten Bürgersteigen vorbeifuhren, auf denen sich über Kilometer zigtausend Menschen drängelten, wirkte er unternehmungslustig, ja fast angriffslustig. Vielleicht registrierte er hier zum ersten Mal diese unbeschreiblichen Menschenmassen und hatte das Gefühl, endlich in Japan angekommen zu sein. »Heute reiße ich allen den Arsch auf«, pushte er sich selbst in der schwarzen Limo, lief in seine Garderobe und sperrte sich ein. Wer immer von den armen Licht- und Tontechnikern klopfte, weil er etwas von ihm brauchte oder wissen wollte, wurde niedergeschrien, die höflichen Japaner wurden noch leiser und murmelten bedrückt vor sich hin. Inzwischen waren auch die Journalisten aus Wien und München im Backstage-Bereich angekommen und wollten den Grund für ihre lange Reise gerne persönlich begrüßen.

Mir reichte es langsam, die Anspannung hatte jetzt auch bei mir den Höhepunkt erreicht. Wenn er mich jetzt auch niederschreit, werfe ich ihm den Krempel vor die Füße, nahm ich mir vor, als ich an seiner Garderobentür klopfte. Aber drinnen saß wieder der alte, liebenswürdige Charmebolzen Hans. »Setz dich her, Horsti, und trink a Glaserl mit mir, eigentlich schad, dass wir übermorgen schon wieder zurückfliegen«, säuselte er Süßholz raspelnd und setzte sein freundlichstes Lächeln auf. Er hatte anscheinend bemerkt, dass meine Laune durch ihn sehr gelitten hatte und mein Umgangston auch nicht mehr der netteste war.

Genauso höflich und aufgeräumt begrüßte er anschließend seine Wiener Freunde, Umarmung hier, Schulterklopfen da, keiner ahnte von seiner dunkelgrauen Phase in den Tagen zuvor. Als er wenig später auf die Bühne ging, machte Hans seine Ankündigung aus der Limo wahr. Ich habe fast alle seine Konzerte gehört und gesehen, besser als an diesem Abend in Tokio habe ich Falco nie wieder erlebt. Da stand ein energiegeladener Artist auf der Bühne, der seine 5000 Zuschauer vom ersten Moment an in den Bann zog. Es schien so, als müsse er sich rechtfertigen für seine Durchhänger in den letzten zwei Wochen und seinen Fans, seiner Crew und nicht zuletzt sich selbst beweisen, dass er mehr konnte.

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